Ich habe einige Zeit in Südafrika und Schweden verbracht. Dabei ist eins ganz deutlich geworden: Sprache macht einen Unterschied.
Ob ich mich frei bewegen kann, ob und welche Entscheidungen ich für mich treffe, ob ich mich verbunden mit anderen oder ausgegrenzt fühle.
In Schweden bin ich zur gynäkologischen Vorsorge gegangen und obwohl ich mich auf Englisch und auch auf Schwedisch gut verständigen kann, war dieser Besuch ganz anders als alle anderen Besuche. Mit mir wurde viel weniger gesprochen, als mit den Schwedinnen im Wartezimmer. Auch die Untersuchung selbst war eher wortkarg. Wäre das mein erster Vorsorgetermin gewesen, ich wäre arg verunsichert.
Geburten
Geburten sind besonders und individuell. Jede Geburt einer Frau ist anders. Kaum eine Geburt gleicht der anderen. Somit ist in meinen Augen jede Geburt eine erste Geburt – auch bei Mehrgebärenden.
Michel Odent erzählt gerne eine Anekdote von einer Amerikanerin, die er in Frankreich getroffen hat. Die junge Frau lebte schon seit vielen Jahren in Frankreich, sprach fließend Französisch, und war kaum als Amerikanerin erkennbar. Doch unter der Geburt, als es um die letzten paar Augenblicke ging, und sie von ihrem Geburtsteam angefeuert wurde, hatten die Worte keine Wirkung auf sie. Er habe sie dann auf ihrer Muttersprach angesprochen. „You’re doing great!“ und schwupp mit der nächsten Kontraktion war das Baby geboren.
Warum das?
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass später erlernte Sprache in anderen Bereichen des Gehirns gespeichert werden. Genauer gesagt: im Neo-Kortex, dem neusten Bereichs unseres Gehirns. Unsere Babysprache – also die Sprache, die wir als Baby gelernt haben – hingegen nicht. Bei der Geburt wird der Neo-Kortex gehemmt, und später gelernte Sprachen erreichen uns nicht mehr so gut.
Es macht also absolut Sinn eine Gebärende auf ihrer Babysprache anzusprechen und als Geburtsbegleitung entsprechende Sätze bereit liegen zu haben. Such dir also auf jeden Fall jemanden, der dich auf deiner Muttersprache begleiten kann.